Wenn ein Verkauf des eigenen Hotels oder Restaurants als mögliche Option in Betracht kommt, stellen sich dem Hotelier oder Gastronom oftmals eine Vielzahl von Fragen, deren Beantwortung aus dem subjektiven Betrachtungswinkel und der emotionsgeladenen Situation heraus nicht immer einfach ist.
Erst kürzlich habe ich mit zwei netten älteren Mandanten zusammengesessen. Sonnenschein an der Nordsee – endlich – die Gäste bestens gelaunt auf dem Weg zum Meer. Das ausgesprochen nette Ehepaar konnte diese positive Stimmung leider nicht teilen. Sowohl Tochter Anne als auch Sohn Frank haben nach wiederholten Nachfragen deutlich zu verstehen gegeben, dass Sie das elterliche Hotel nicht übernehmen möchten. Probleme mit Mitarbeitern, lange Arbeitstage und der Wunsch „endlich weniger zu arbeiten“ haben jetzt den Entschluss reifen lassen, sich vom ererbten Lebenswerk der Familie – dem Hotel in Strandnähe zu trennen.
Auch wenn diese Entscheidung in der Regel eher wehmütig getroffen wird, so kann sie nach gründlichen Abwegen doch der richtige Entschluss sein. Die Gründe für einen Verkauf sind vielfältig und unterschiedlich und die Entscheidung selten voreilig getroffen.
Hausaufgaben vor Hausverkauf!
Schnell drängt sich die Frage auf, was es denn jetzt wert ist – das Lebenswerk. Viel investiert an Geld, Fleiß, Liebe, Emotion und Arbeit fällt eine objektive Einschätzung oftmals schwer. In der Regel soll dann der Makler helfen. Vorher sollte man sich jedoch erst einmal selber mit einigen Fragen auseinandersetzen.
1. Wie hoch soll mein Verkaufspreis sein?
2. Was ist die Immobilie wert – wieviel mein Ruf, mein Image, meine Gäste…..
3. Wieviel Geld benötige ich, um meine Verbindlichkeiten zahlen zu können und meinen Lebensunterhalt zu bestreiten?
4. Wann informiere ich meine Mitarbeiter?
5. Was mache ich nach dem Verkauf?
6. Was gehört alles zu den verkauften Werten – das Gästehaus? Das private Haus auf dem Grundstück, die Gästekartei, die Möbel?
Während ein reiner Makler das Gebäude schätzt und mit in seinen Bestand aufnimmt, kann ein Berater oder Makler, der sich Hotellerie und Gastronomieobjekte spezialisiert hat Ihnen bei der Einschätzung des Objektes sicherlich besser behilflich sein. Standortanalysen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen können hierbei hilfreich sein. Die Fähigkeit die Bilanzen zu lesen und erklären zu können sind dabei von essentieller Bedeutung, da dem potentiellen Käufer somit schon seine gastronomischen Möglichkeiten und Erwartungen aufgezeigt werden können.
Beachtet werden muss hierbei leider auch, dass der jetzige Betreiber nicht mehr im Hause ist und den Stammgästen als Ansprechpartner nicht mehr zur Verfügung steht. Basiert der Erfolg einer Gastronomie auf einem äußerst fähigen und kommunikativen Betreiber, dann muss auch dies bei der möglichen Preisfindung berücksichtigt werden. Das ganze Wissen des Gastgebers ist mit dem Weggang nicht mehr im Geschäft und dieses Vakuum muss erstmal geschlossen werden. Soll ein Konzept verkauft werden, so muss auch ein definiertes und nachvollziehbares Konzept zugrunde liegen, welches nicht auf einzelne Personen zugeschnitten ist.
Warum kommen/kamen Ihre Gäste?
Hat Ihr Objekt eine außergewöhnlich gute Lage oder einen immens guten Ruf wegen seiner ausgesprochen guten Küche? Womit und wie wurde der Umsatz generiert oder auch nicht generiert. War hier eventuell fehlendes Know How des Vorgängers schuld? Wird der richtige Nachfolger ganz andere Umsätze generieren können? Fehlte ein Marketingkonzept oder war der Koch einfach nicht die richtige Wahl?
All diese Fragestellungen gilt es bei der Preisfindung im Blick zu behalten. Emotionsgeladen und subjektiv in den Betrieb verankert, fällt das vielen Mandanten sehr schwer, so dass eine kompetente Meinung von außerhalb sehr hilfreich sein kann und die Wunschvorstellungen für den Verkaufserlös vielleicht wieder etwas in der Wirklichkeit verankert werden müssen.
Im Hinblick auf den Verkaufspreis sollte man sich frühzeitig mit der Möglichkeit eines Verkaufes auseinandergesetzt und nicht erst, wenn der Abflug in den Süden schon fest geplant ist, um dorthin seinen Wohnsitz zu verlegen.
Die Braut hübsch machen
Der Ertrag/ Umsatz eines gastronomischen Objektes ist für den Verkaufspreis wichtig. Ein Geschäft das gut läuft und gute Umsätze fährt, wird besser zu verkaufen sein. Arbeiten sie daran! Eventuell mit der Hilfe eines Beraters, der Ihnen aufzeigen kann, wo es hakt und an welchen Stellschrauben Sie noch drehen sollten. Machen Sie es „hübsch“ ihr Restaurant und/oder ihr Hotel…fahren Sie nicht zu früh Ihr Engagement zurück und achten Sie auf einen guten Umsatz!
Alle in ein Boot!
Sagt man es den Mitarbeitern, dann wird es verbindlich und es gibt kein zurück. Jeder im Stadtviertel/Im Dorf oder auf der Insel wird es dann bald wissen. Dies ist für viele der Grund es so lange wie möglich vor den Mitarbeitern geheim zu halten. Oftmals dringt das Gerücht jedoch schneller durch die Räumlichkeiten als sie es verheimlichen können und kommt bei den Mitarbeitern noch entsprechend schlechter an als das ehrliche Gespräch. Oftmals treffen die Gastgeber auf mehr Verständnis bei den Mitarbeitern als Sie glauben. Nicht selten findet man dann sogar unter Ihnen oder durch Sie einen potentiellen Nachfolger. Durch §613 sind die Mitarbeiter sogar insofern geschützt, als dass bei einer Fortführung des gastronomischen Betriebes durch einen Nachfolger das Arbeitsverhältnis für 12 Monate weitergeführt werden muss.
Der Verkauf ist zwar oft das Ende eines Lebenstraumes, kann aber erfolgreich durchgeführt auch der Start in einen erfolgreichen neuen Lebensabschnitt bedeuten.
Mein Mandantenehepaar an der Nordsee hat sich für einen Verkauf entschieden. Eine Entscheidung, die jetzt endlich getroffen, Ruhe in Ihren Alltag bringt und langfristig angegangen wird.
Nicht jeder hat einen Nachfolger für sein Hotel oder Restaurant, manch einer hat die Tücken des Gastgeberalltages unterschätzt und konnte seinen Betrieb nicht gewinnbringend oder auch nur kostendeckend führen. Falsches Konzept, falsche Lage, falscher oder zu viele Geschäftspartner, fehlendes Know How…. Manchmal ist der Verkauf die beste Lösung. Holen Sie sich externe Hilfe und fangen Sie frühzeitig an das Projekt „Verkauf“ zu planen, damit Sie danach gestärkt Ihren Lebensweg fortsetzten können.
Ihr
Björn Grimm